Wie motiviere ich mein Kind?
– Beziehung statt Konditionierung

 

Kinder gehen mit offenen Augen durch die Welt. Sie benutzen dazu all ihre Sinne. Sie sammeln gern, freuen sich über kleine Dinge, die sie nicht kennen. Sie explorieren gern. Sie sind neugierig. Wenn Kinder ihr Neugierverhalten einstellen, ist dies häufig ein Warnsignal für Kinderpsychologen und Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten.

 

Kinder lieben Aufgaben für die Gemeinschaft

Kinder lieben Herausforderungen, Aufgaben, die sie lösen können. Dabei darf die Aufgabe nicht zu leicht und nicht zu schwer sein. Eine Aufgabe zu bewältigen, die der Gemeinschaft dient (wie z.B. Mithelfen beim Kochen, Einkaufen etc.) wirkt zusätzlich motivierend. Kinder wollen Verantwortung übernehmen und ein wichtiger Teil der Familien-Gemeinschaft sein. Es wirkt auch motivierend und verstärkend, das heißt man will es von sich aus wiederholen (intrinsische Motivation), wenn man einen Erfolg gemeinsam feiert. Es reicht dabei, wenn man sich gemeinsam daran erfreut, gratuliert und erstaunt nachfragt, wie diese Aufgabe so gut gemeistert werden konnte.

 

Die Gefahr von Belohnungen

Die Gefahr von Belohnungen von außen kann sein, dass Kinder eine Aufgabe nur noch aufgrund der zu erwartenden Belohnung erledigen. Man nennt dies extrinsische Motivation. Es fehlt also der tiefere Sinn und Zweck und die Freude an der Sache selbst. Wenn man etwas aus Freude an der Sache selbst macht, nennt man dies intrinsische Motivation.

Sozial-psychologische Untersuchungen zeigen, dass die Beschäftigungsintensität abnimmt, wenn jemand von außen bestärkt also belohnt wird. Auch das Belohnungszentrum im Gehirn wird kaum noch aktiviert, wenn eine Aufgabe erneut bearbeitet werden soll, der eine Belohnung in Aussicht gestellt wird.

 

Selbstbestimmte Motivation statt Belohnung von außen

Entscheidend ist also immer die Förderung von selbstbestimmter Motivation (vgl. z.B. Deci & Rayn) – egal ob zu Hause, in der Schule oder am Arbeitsplatz. Die Voraussetzung für selbstbestimmte Motivation ist:

1) Grad der subjektiv empfundenen Autonomie und Entscheidungsfreiheit
„ich darf entscheiden“

2) Grad der subjektiv empfundenen Fähigkeiten und Kompetenz zum Tun/Handeln; man nennt dies auch Handlungswirksamkeit
„ich kann das lösen“

3) Grad der subjektiv empfundenen Bezogenheit zur Umwelt, dem höheren Sinnzusammenhang, zur Gemeinschaft (Relatedness)
„ich kann etwas für die Gemeinschaft tun. Es macht mir Sinn.“ 

Wenn schon Belohnung, dann wenigstens mit Beziehung

Vor jedem Einsatz klassischer oder operanter Trainigsmethodiken muss immer der Fokus auf den Aufbau einer feinfühligen, bedürfnisorientierten Beziehung  gerichtet werden. So wie auch das Buch des Familientherapeuten Jasper Juuhls heißt: „Aus Beziehung wird Erziehung“.

Ohne die Begegnung auf Augenhöhe und die Bereitschaft das Kind in seinem Verhalten und Erleben verstehen zu wollen, macht man keinen „Stich“, egal wie raffiniert und kreativ man z.B. einen Verstärkerplan mit Belohnungsliste anfertigt und/oder akustische, visuelle oder soziale Trigger (Klicker, Instruktionskarten, Symbole) z.B. im Sinne des Promptings oder der unmittelbaren Verstärkung einsetzt.